Schon sehr zeitig am Morgen hatte ich mir ein Plätzchen auf einem Zaunpfeiler gesucht. Die Stricktante und der Bartträger wollten nämlich zur Mühle gehen und da wollte ich natürlich unbedingt mit, auch wenn jetzt auch mein Uni-Blattgrün weg war.
Ja, genau - zu der Mühle. Dazu mussten wir nur ein kleines Stückchen laufen, die Mühle ist nämlich ganz in der Nähe. Man kann sie aus dem Wohnzimmerfenster sogar sehen.
Vor der Mühle steht ein alter Mahlstein, der war wie für mich zum Ausruhen gemacht. Während ich da saß, erzählte mit die Stricktanten von dem kleinen Laden in der Mühle.
Von Ostern bis Ende Oktober ist an den Wochenenden die Stöberstube geöffnet. So heißt das kleine Lädchen unten in der Mühle, das von ein paar Landfrauen betrieben wird. Landfrau wird man, indem man in den Landfrauenverein eintritt. Und wenn man gut Nähen, Häkeln oder Stricken, Einkochen, Backen oder Basteln kann oder anderweitig kreativ ist, kann man eine Stöberstubenfrau werden und seine Sachen in der Stöberstube verkaufen.
Die Stricktante ist eine der Stöberstubenfrauen, was aber nicht an ihren Näh- oder Bastelkünsten liegt (das kann sie nämlich beides überhaupt nicht), sondern daran, dass sie so gerne strickt. Ihr gehören Henriette, die Schneiderpuppe und das zweitoberste Regalbrett zur Präsentation ihrer Sachen.
Jetzt ist die Stöberstube schon eine Weile geschlossen, weil die Saison vorbei ist. Wir waren deshalb unterwegs zur Mühle, um Henriette und zwei Tücher abzuholen, die nicht verkauft worden waren. Henriette wartete schon; ihr war in der fast leeren und ruhigen Stöberstube ein bisschen langweilig.
Nächstes Jahr macht die Stöberstube übrigens eine Woche vor Ostern wieder auf.
Der Bartträger trug alles nach Hause. Die Tücher hatte er im Einkaufsnetz und ich durfte obendrauf sitzen, das hat mir sehr gefallen.
Wieder Zuhause nahm ich das Einkaufsnetz mit in die Kiste, damit es meine Verwandten kennen lernen konnte. Wir machten uns alle zusammen einen gemütlichen Abend.