Sinnig oder unsinnig: Baden und Spannen von Strickstücken
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Ursula -
19. November 2022 um 11:29 -
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Seit ich das Stricken wieder angefangen habe (das ist jetzt gute drei Jahre her) bekomme ich in den Facebook-Strickgruppen immer wieder zum Teil sehr erhitzte Diskussionen darüber mit, ob man Strickstücke nach dem Stricken Baden bzw. Waschen und Spannen soll. Wenn ja, ist die Frage womit; gerade zum Baden geistert vor allem in Gruppen, wo eher mit teuren Garnen (Yak, Seide, Mohair etc.) gestrickt wird, immer wieder das Produkt 'Eucalan' durch die Gruppe.
Fangen wir mal mit dem Baden an. Ich machte das immer gerne, einfach weil das Strickstück danach frisch riecht. Wir rauchen zwar nicht und haben auch keine Haustiere, aber wenn man so ein Tuch oder ein anderes Strickstück stundenlang in den Händen hat, tut ihm nach Fertigstellung ein bisschen Frische gut. Davon abgesehen wird das Maschenbild ein bisschen gleichmäßiger, was mir auch immer gut gefällt.
Da ich keine Fachfrau bin und noch nie Eucalan benutzt habe, sondern immer schnödes Wollmaschmittel und, je nach Farbintensität des Strickstückes, einen Schuss Essig benutze, habe ich Andrea Krämer, die Besitzerin des 1rechts 1links-Wollfachgeschäftes in Essen, in ihrer Facebook-Gruppe gefragt was es mit Eucalan auf sich hat und ob es wirklich so sinnig ist, wie sehr oft behauptet wird - teuer ist es auf jeden Fall.
Ich gebe hier Auszüge aus unserem 'Gespräch' in ihrer Gruppe wieder; ich habe dazu natürlich Andreas Erlaubnis.
Liebe Andrea, ich bin Dir wirklich dankbar, dass Du mir so ausführlich geantwortet hast, tausend lieben Dank dafür.
Nach dem Baden muss das Strickstück trocknen. Einen kraus rechts gestricktes Leuchtturmtuch aus Bauwolle/Polyester hänge ich einfach über den Wäscheständer oder nach draußen über den Zaun, mehr braucht es praktischerweise nicht. Sobald aber ein Muster ins Spiel kommt, egal ob Hebemaschen, Rechts-Links- oder Lochmuster, sollte ein Strickstück gespannt werden, um ihm Form zu geben und damit das Muster schöner zur Geltung kommt.
Ich habe hier mal ein ziemlich deutliches Beispiel: Das Cowboys and Angels-Tuch, das ich zuletzt gestrickt habe. Links vor und rechts nach Baden und Spannen:
Vor Baden und Spannen Nach Baden und SpannenZum Spannen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Natürlich kann man Spannmatten benutzen und spezielle Spannnadeln oder -kämme, das sieht dann so aus. Empfehlenswert ist das, wenn es wirklich auf jede Zacke zum Beispiel am Rand ankommt:
Ich mache das nur sehr selten, weil es mir viel zu unpraktisch und kompliziert ist. Ich bin ein pragmatischer Mensch und nehme den Wäscheständer, ein paar Handtücher und Küchenutensilien zu Hilfe, was dann so aussieht. In aller Regel reicht das völlig:
Natürlich kann man ein Strickstück auch an die Wäscheleine hängen und mit Wäscheklammern etwas beschweren; der Wind (von dem wir hier reichlich haben) sorgt dann für eine natürliche Spannung, sozusagen. Ich mache das allerdings in Ermangelung einer Wäscheleine und eines Gartens, in dem sie sich befinden könnte, nicht.
Eine klare Antwort auf die Frage nach Sinn oder Unsinn von Baden und Spannen gibt es also nicht; es hängt immer vom Strickstück und vom Material ab. Und natürlich vom persönlichen Geschmack - und das ist fast das wichtigste Entscheidungskriterium.
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