Ob das 'Orange Night' von Elisabeth Piontek/Lizas Laden (Anleitung hier) ein Tuch oder ein Schal ist - darüber könnte man trefflich streiten, aber wie man es nennt, ist letztendlich völlig unwichtig. Es funktioniert als beides, wobei es mir als Schal ein kleines bisschen zu kurz ist. Aber von Anfang an.
Vor zwei Wochen brauchte ich ein bisschen Abstand; ich war krank und mir war dadurch alles ein bisschen zu viel. Abstand brauchte ich auch von meinen sonst ja wirklich heißgeliebten Strickprojekten - manchmal ist das einfach so. Zum Glück habe ich immer einen kleinen Vorrat an Anleitungen, aus dem ich mir das Tuch 'Orange Night' von Elisabeth Piontek ausgesucht habe. Ich fand es schön und ungewöhnlich, aber vor allem nicht zu schwierig zu stricken, aber doch so, dass man zum Stricken ein bisschen Konzentration braucht - eine ideale Mischung.
Die passende Wolle hatte ich auch da, zwar nicht (wie in der Anleitung angegeben) die Lana Grossa Gomitolo Versione, aber ihre Schwester, die Gomitolo Dipinto in der Farbe 2015. Vom Material her (60% Schurwolle, 40% Polyacryl) und von Gewicht und Lauflänge (200g/700m) sind beide Garne identisch, nur der Farbverlauf ist anders. Der von der Dipinto ist sicherlich nicht ganz ideal für das Orange Night, aber das hat mich nicht gestört; ich habe einfach losgelegt.
Die Anleitung ist sehr gut geschrieben und wenn man lesen kann (was ich an einer Stelle irgendwie nicht konnte), ist sie wirklich völlig problemlos nachzustricken. Für alle, die auch manchmal mehr überfliegen als lesen: Teil 2, Reihe 11 unbedingt genau lesen! Ich habe das nicht getan und hatte deshalb ein Verständnisproblem, weswegen ich Elisabeth per Ravelry kontaktiert habe. Sie hat blitzschnell geantwortet und mir wieder in die Spur geholfen - auch hier nochmal ein ganz dickes Dankeschön dafür.
Da die Gomitolo eine etwas dickere Wolle ist, war das Tuch nach einer knappen Woche fertig und es gefällt mir wirklich gut. Nicht sehr gut, aber dazu erzähle ich Euch Genaueres unter den Bildern.
Wie Ihr ja inzwischen sicherlich wisst, stricke ich eher feste. Ich nehme also (außer bei Socken) immer eine etwas größere Nadelstärke als angegeben; bei der Gomitolo hatte ich mit 5,0er- und 5,5er-Nadeln getestet. Da mir das Gestrick mit den 5,5ern aber etwas zu lappig war, habe ich das Tuch mit 5,0 gestrickt. Angaben für eine Maschenprobe gibt es in der Anleitung nicht. Leider, wie ich finde, denn mein Tuch ist mit 195cm nach dem Baden und Spannen gute 20cm kürzer geworden als es laut Anleitung sein sollte - und diese 20cm fehlen mir tatsächlich. Ich habe aber die gesamte Wolle verstrickt; nur 4,13g sind übrig geblieben; ich hätte also gar keine Chance gehabt, es länger zu stricken.
Was mir auch nicht so ganz gefällt ist, dass die kraus gestrickten Zipfel auch nach dem Waschen und Spannen etwas breiter sind als der Mittelteil. Das ist auch völlig logisch, weil die vier schönen Zöpfe das Gestrick natürlich zusammen ziehen. Der Übergang von Kraus auf Zöpfe und zurück beult bei allen vier Zöpfen etwas; beim nächsten 'Orange Night', für den die Wolle (und diesmal auch tatsächlich die Gomitolo Versione) schon bereit liegt, werde ich das anders machen. Ich werde den ersten krausen Zipfel acht Maschen früher beenden und dann beim Übergang zum Muster bei den Zöpfen jeweils zwei Maschen zunehmen. So gleicht sich die unterschiedliche Breite besser aus. Am Ende des Musterteils nehme ich dann pro Zopf wieder zwei Maschen ab und stricke den zweiten Zipfel. Zumindest denke ich mir das so; selbstverständlich werde ich das vorher ausprobieren. Wie ich die Länge beeinflussen werde, weiß ich noch nicht, aber da wird mir mit Sicherheit auch etwas einfallen.
Gewaschen und gespannt habe ich das Tuch (wie schon oben erwähnt) natürlich auch, wie immer im Werkelraum meines Barttägers, der mir dann immer aus einer alten Schranktüre, seiner Werkbank und einer kleinen Werkbank einen Riesentisch bastelt, auf dem ich spannen kann. Das macht er deshalb, damit ich nicht beim Spannen auf dem Boden rumrutschen muss.
Da ich es extrem schwierig finde, gerade Kanten gerade zu spannen (ohne so Aus- und Einbeulungen von Spannnadeln), ich aber zu geizig bin, um mir für knapp 30 Euro Spanndrähte von KnitPro zu kaufen, habe ich mir im Bastelladen Federstahldraht für den Modellbau gekauft, und zwar mit 2mm Durchmesser, 100cm lang und nicht rostend - vor allem letzteres ist sehr wichtig. Gekauft habe ich davon sechs Stück; gekostet hat eine dieser Stangen 1,50 Euro, so dass ich für 9,00 Euro eine perfekte Spannmöglichhkeit habe. Mein Bartträger hat die Schnittkanten der Stangen mit der rauen Seite einer normalen Pappnagelfeile etwas geglättet, so dass sie sich nicht in der Wolle verhakeln können.
Auf dem Foto sieht man sehr gut, dass ich die Randmaschen auf die Stangen aufgefädelt und dann die Stangen mit Spannnadeln auf den Matten fixiert habe; die Stangen gucken jeweils ein bisschen aus den Randmaschen raus. Die ungewöhnliche und schöne Form des Tuches erkennt man auf dem Foto auch sehr gut.
Langer Rede, kurzer Sinn: Das war mein erstes 'Orange Night'-Tuch, aber auf keinen Fall mein letztes. Das nächste wird mir, wenn ich ein bisschen was an der Anleitung auf meine Wünsche anpasse, dann auch sehr gut gefallen - da bin ich sicher. Das Potential dazu hat die Anleitung nämlich auf jeden Fall.
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