Wie ich mit englischsprachigen Anleitungen umgehe

Einleitung

Ich kann etwas Englisch, aber nicht wirklich viel. Von englischen Strickbegriffen allerdings hatte ich keinerlei Ahnung. Trotzdem habe ich irgendwann ganz mutig eine englische Anleitung gekauft und sie auch tatsächlich gestrickt. Wie ich das gemacht habe? Das möchte ich Euch gerne erklären.

Grundsätzlich muss man sagen, dass englische Anleitungen in der Regel viel einfacher zu verstehen sind als deutsche; sie sind kürzer, knapper und vor allem werden standarisierte Begriffe und Abkürzungen verwendet. Dass jemand aus dem englischsprachigen Raum Abkürzungen erfindet, ist mir bisher nicht untergekommen, anders als bei so manchen deutschen Designer:innen.

Dies vorausgeschickt kommt jetzt meine Strategie für englische Anleitungen. Als Beispiel nehme ich die Anleitung Milena von Lisa Hannes/Maliha Designs; selbstverständlich hat Lisa dem zugestimmt. Liebe Lisa, vielen lieben Dank dafür. Mein Milena-Tuch findet Ihr hier.

Allgemeines

Ich drucke Anleitungen nie aus; ich habe sie nur auf dem Tablet. Vor allem den Umgang mit englischen Anleitungen vereinfacht dieses Vorgehen enorm; man kann aus der pdf-Datei heraus Worte, Sätze oder ganze Absätze direkt übersetzen lassen (Apple-Systeme) oder aber sie kopieren, um sie dann in einen Übersetzer einzufügen (Android-Systeme). Inwieweit z. B. Samsung oder andere Android-Smartphoneanbieter auch so wie Apple ein in pdf-Dateien integriertes Übersetzungsprogramm haben, weiß ich nicht; das müsst Ihr gegebenenfalls ausprobieren.

Ich habe Euch mal ein kleines Beispiel gemacht; zuerst kommt der Original-Text, der erste Satz aus Lisas Anleitung:

Hier kommen die drei Übersetzungen von Apple, Google und Deepl:

Apple Google Deepl

Mit keiner der drei Übersetzungen würde man einen Literaturpreis gewinnen, aber darum geht es ja auch gar nicht. Ungefähr verständlich sind sie alle.

So arbeite ich mich Stück für Stück durch die ausgeschriebenen Texte der Anleitung, also all das, was nicht direkt die Anweisungen, wie man stricken muss, betrifft. Oft speichere ich mir die Übersetzungen in einem neuen Dokument ab, damit ich sie nicht immer wieder nachgucken muss. Was ich bei Apple festgestellt habe ist, dass Übersetzungen besser klappen, wenn man nicht direkt den ganzen Text übersetzen lässt, sondern wirklich Stück für Stück vorgeht. Wie das bei Google und Deepl ist, kann ich nicht wirklich beurteilen, weil ich diese beiden Programme so gut wie nicht brauche.

Beim Übersetzen wird man (wie im obigen Beispiel auch) immer wieder auf Wörter stoßen, die die Übersetzer unverständlich oder gar nicht übersetzen, das ist dann ein Fall für Listen, in denen stricktechnische englische Fachbegriffe und Abkürzungen aufgeführt und ins Deutsche übersetzt sind.

Fachbegriffe und Abkürzungen

Listen mit ins Deutsche übersetzten englischen Fachbegriffen und Abkürzungen findet Ihr zum Beispiel hier:

Ich suche mir in englischen Anleitungen gerne ziemlich am Anfang die Abteilung ‚Abbreviations‘, das ist die Auflistung der Abkürzungen. Hier sind alle in der Anleitung verwendeten Abkürzungen mit Erklärungen aufgeführt. Dank der Listen, die ich Euch verlinkt habe, ist es relativ einfach, diese Abkürzungen zu übersetzen. Ich notiere mir zu jeder Abkürzung die deutsche Erklärung, so dass ich jederzeit auf das Abkürzungsverzeichnis in Deutsch zugreifen kann und nicht während des Strickens noch die Bedeutung nachschauen muss.

Ich mag die englischen Abkürzungen inzwischen ausgesprochen gerne; sie machen eine Anleitung, wie ich oben ja schon geschrieben habe, sehr viel klarer und übersichtlicher als deutsche Anleitungen. Die lappidare Abkürzung ‚SSK‘ zum Beispiel heißt ausgeschrieben ‚Slip Slip Knit‘, was auf Deutsch so lauten würde: Zwei Maschen abheben, verdreht zurück auf die linke Nadel legen und durch die hinteren Beinchen zusammen stricken - also eine Alternative dazu, zwei Maschen rechts überzogen zusammen zu stricken. SSK ist da schon deutlich kürzer und einfacher. Deshalb werden auch immer öfters englische Abkürzungen in deutschen Anleitungen verwendet.

Zusammenfassung

Bei englischen Anleitungen braucht es also, wenn man nur ein bisschen Englisch kann, etwas mehr Vorbereitung als bei einer deutschen Anleitung. Ich schaue mir alles genau an, übersetze mir die Texte mit einem Übersetzer und liste mir die verwendeten Abkürzungen auf. Bei Stellen, die ich trotzdem nicht verstehe (was extrem selten vorkommt), frage ich in einer Gruppe (zum Beispiel meiner Facebook-Gruppe) oder jemanden, von dem ich weiß, dass er sich mit englischen Anleitungen auskennt. Man kann normalerweise auch die Designer:innen anschreiben (auch hier helfen die Übersetzungsprogramme); in aller Regel bekommt man eine Antwort. In den Anleitungen sind Kontaktmöglichkeiten angegeben.

Bei meiner ersten englischen Anleitung war ich, wie ich zugeben muss, noch ziemlich angespannt und hatte Sorgen, ob ich das hinbekomme. Mit jeder weiteren bin ich sicherer geworden. Inzwischen stricke ich lieber englische als deutsche Anleitungen, obwohl mein Englisch kein bisschen besser ist als vorher.

Ein kleiner Tipp zum Schluss

Hilfreich ist es, wenn Ihr Euch für den Anfang eine Anleitung aussucht, die es in Englisch und Deutsch gibt. Bei Lisa Hannes gibt es viele Designs, zu denen die Anleitungen in beiden Sprachen angeboten werden, unter anderem die Coral Reef-Serie:

Bei Raverly zum Beispiel sind, wenn man eine Anleitung kauft, grundsätzlich alle Sprachen enthalten, in denen die Anleitung verfügbar ist. So kann man, wenn man die englische Anleitung vorbereitet hat, in der deutschen nachschauen, ob man alles richtig verstanden hat.


Traut Euch! Es ist wirklich gar nicht so schwer. Und wenn Ihr Fragen habt, könnt Ihr auch gerne jederzeit mich fragen. Hier in den Kommentaren oder in meiner Facebook-Gruppe, die ich Euch ja weiter oben schon verlinkt habe.

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