Die Vorgeschichte
Wenn man drei Sechstel seiner liebsten Menschen in Hamburg hat und ein Mensch davon eine goldige Schwiegertochter ist, dann ist das schöne Tuch 'Hamburg Calling' von Verena Bahls eigentlich ein Muss. Ich kannte es auch, aber irgendwie hatte es keinen bleibenden Eindruck hinterlassen - ich weiß heute gar nicht mehr warum.
Im Januar diesen Jahres hatte ich für die Mutter unserer Schwiegertochter ein Tuch gestrickt, nämlich dieses. Unserer Schwiegertochter hatte die Farbe so gut gefallen, dass ich direkt nochmal einen Bobbel bestellt hatte, aber noch noch gar nicht genau wusste, was für ein Tuch ich ihr daraus stricken wollte - das gleiche wie für ihre Mutter kam natürlich nicht in Frage.
Erzählt habe ich Euch ja, dass ich dann mal angedacht hatte, unserer Schwiegertochter meinen ersten Leuchti zu schenken, aber das hat sich - mal abgesehen vom Apfelkuchenmalheur - nicht richtig angefühlt, weil ich ja den schönen rot-schwarzen Bobbel für sie vorgesehen hatte; ich hatte aber einfach keine zündende Idee für ein Tuch. Ich hatte also einen schönen Bobbel und keine Idee - was macht man aus sowas?
In meiner Facebook-Strickgruppe (das ist nicht meine Gruppe, aber ich bin da Moderatorin) hat Claudia Ecker dann, ohne dass sie es wusste, die Fäden zusammengefügt, indem sie das Tuch 'Hamburg Calling' erwähnt hat - und ich habe mich gefragt, warum ich nicht schon viel früher auf diese Idee gekommen bin. Das Tuch ist nämlich wirklich zauberhaft und ungewöhnlich und mal was ganz anderes als die 'üblichen' Dreieckstücher.
Die Kurzfassung
Das ist das Ergebnis, das mir unglaublich gut gefällt.
Die Langfassung
Die Anleitung ist super einfach und auch nur ganz kurz; Ihr findet sie hier. Das Tuch wird nur glatt rechts gestrickt, da es aber außer an den Rändern zwei Zunahmelinien gibt und nicht nur (wie sonst üblich) eine, bekommt es eine ganz ungewöhnliche Form. Ganz so fledermausig wie auf dem Foto rechts ist die Form natürlich nicht, aber anders ließ sich das Tuch nicht sinnvoll an die Wand pinnen.
Zusätzlich nimmt man auch noch an den Rändern zu, so dass sich die Anzahl der Maschen rasant erhöht; innerhalb kürzester Zeit hatte ich über 300 Maschen auf der Nadel, ohne dass das Tuch schon merklich groß gewesen wäre.
Für die Rüsche nimmt man dann nochmal ordentlich zu, so dass ich am Ende des Tuches insgesamt 1.191 Maschen auf der Nadel hatte. Da ich Sorge hatte, dass das Seil der Nadel das nicht mitmacht, habe ich alle paar Reihen einen Rettungsfaden eingezogen, damit ich im Fall der Fälle nicht ganz von vorne anfangen muss.
Abgekettet habe ich wie immer mit einer Nadel eine Nummer dicker als ich gestrickt habe; ich neige dazu, sehr feste abzuketten und da hilft die dickere Nadel sehr. Am liebsten kette ich mit einer kurzen Nadelspielnadel ab, weshalb diese auf dem Foto auch schon bereit liegt.
Schon bei dem Tuch für die Mutter unserer Schwiegertochter hatte ich den Verlaufsbobbel nicht bis zu Ende gestrickt; mir war das Schwarz und der Übergang dahin zu hart. Bei diesem Tuch hatte ich überlegt, den Bobbel ganz zu verstricken, aber da gab es zwei Probleme: Zum einen war das schwarze Ende des Bobbels (natürlich) nicht lang genug, damit die Rüsche einfarbig werden konnte, woraus sich das zweite Problem sozusagen ergab: Ich wollte auf keinen Fall einen Farbwechsel in der Rüsche. Ich hatte Fotos gesehen von Hamburg Calling-Tüchern aus Verlaufsgarn, wo die Rüsche einen oder gar mehrere Farbwechsel hatte, und das gefiel mir überhaupt nicht.
Zum Glück gibt es bei Hobbii passend zum Twister Verlaufsgarn inzwischen auch Twister in Uni, und zwar in 100g-Knäulen. Ich habe mir also ein solches Knäuel in Dunkelgrau bestellt, das war die letzte Farbe vor dem Farbwechsel auf schwarz. Ich hatte mir ausgerechnet, dass ich mit einem Uniknäuel die Rüsche hinbekommen sollte, was auch wunderbar geklappt hat; ich hatte nach dem Abketten 3,8 Gramm von den 100 Gramm übrig. Dass die Abkettkante an der Rüsche rollt, ist Absicht.
Was ich anders als in der Anleitung gemacht habe
- Ich habe an den Kanten rechts mit KFB und links mit KBF zugenommen, nicht an beiden Kanten mit KFB.
- Die Zunahmen für die Rüsche habe ich nicht per KFB gemacht, sondern die Maschen einfach aus den Querfäden rausgestrickt, und zwar nicht verschränkt. Die Maschen sind an der Stelle so dicht nebeneinander, dass Verschränken oder KFBs nicht nötig sind, es gibt auch so keine Löcher.
- Abgekettet habe ich, wie schon erwähnt, mit einer dickeren Nadel, aber nicht elastisch - das ist bei einer Rüsche nicht nötig. Ich habe allerdings nicht per Überzug abgekettet (das sieht bei mir immer unmöglich aus), sondern per verschränktem Abstricken, also die erste Masche rechts stricken, auf die linke Nadel zurücklegen und mit der nächsten Maschen zusammen rechts verschränkt abstricken. Masche wieder zurück auf die linke Nadel, mit der nächsten Masche zusammen rechts verschränkt abstricken - und immer so weiter, bis alle Maschen abgekettet sind.
Die Einzelheiten zum Tuch als Übersicht
- Designerin: Verena Bahls
- Anleitung
- Wolle: Twister und Twister Solid von Hobbii
- Farben: Shadow Rose (06, Twister) und Dark Grey (104, Twister Solid)
- Verbrauch: 2/3 (167 Gramm) des Verlaufsbobbels, das Uni-Knäuel bis auf 3,8 Gramm komplett (ca. 96 Gramm)
- Gestrickt mit Nadelstärke 4
- Größe des fertigen Tuches: Ca. 170 x 65 cm
- Anzahl Maschen vor dem Abketten: 1.191
- Gestrickt vom 8. bis 15. Oktober 2021
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