Faszination Leuchti: Liebe auf die erste Masche
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Ursula -
4. Oktober 2021 um 13:01 -
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Mein Tuch heißt Appelduut und ist wunderschön geworden. Und es reist nicht nach Hamburg - das letzte ist eine Konsequenz von ersterem, auch wenn das etwas seltsam anmutet.
Ich neige dazu, Menschen, Tieren und Dingen, die ich besonders mag, Namen zu geben. So heißt meine Schneiderpuppe Henriette, mein Mann Schatz, unser Auto Jumbo, meine Jungs Jonas und Pitt, mein Lieblingsschaf Gretholde und mein erster Leuchti seit vorgestern Appelduut, was 'Apfelkuss' bedeutet. Er hat sich nämlich unfassbarerweise mit Apfelkuchen bekleckert (oder besser: er wurde bekleckert); den Fleck selbst sieht man im Grunde nicht, aber auch mit einem kaum sichtbaren Apfelkuchenfleck kann man unmöglich zu einem 40. Geburtstag nach Hamburg reisen - und das hat er eingesehen.
Auch wenn Ihr es nicht glauben werdet: Mit dem Apfelkuchenzwischenfall habe ich rein gar nichts zu tun. Mein Mann gestikuliert beim Reden oft intensiv mit den Händen, dabei übersieht er allerdings hin und wieder, dass er etwas in den Händen hält. Bei einem Kuli, einem Buch oder einer leeren Gabel ist das nicht weiter schlimm, aber bei einem Becher Kaffee, einem Kistchen voller Schrauben oder eben einer Gabel mit Apfelkuchen drauf fliegt dann schon mal was durch die Gegend, was aber ja kein großes Malheur ist. Selbst aus einer Tastatur bekommt man Kaffee wunderbar raus, wenn man sie einen Tag lang umgedreht auf eine Heizung legt (nur so als kleiner Tipp). Und alles andere kann man ja aufheben oder aufwischen.
Mein Appelduut hat also jetzt einen ganz kleinen Fleck, aber das stört weder ihn noch mich: Er ist in meinen Augen einfach nur wunderschön geworden. Ursprünglich wollte ich ihm als Abschluss noch einen zweifarbigen iCord mitgeben, aber dazu war die Wolle zu knapp; ich hatte nach der letzten Reihe noch 0,91 Gramm Weiß und 4,1 Gramm Blau - das reichte nur zum uniblauen Abketten, was ich dann auch gemacht habe. Da ich nicht nur sehr feste stricke sondern auch genauso feste (wenn nicht noch fester) abkette, nehme ich zum Abketten immer eine Nadel eine Nummer dicker. Abgekettet habe ich elastisch mit verschränkten Maschen (zwei Maschen rechts stricken, zurück auf die linke Nadel, die beiden Maschen rechts verschränkt zusammen stricken, nächste Masche rechts, beide Maschen zurück auf die linke Nadel und wieder von vorne).
Unfassbarerweise war am Sonntag, als er fertig geworden ist, schauerlich schlechtes Wetter, so dass ich keine Fotos machen konnte. Ich finde nämlich, dass so ein Original-Leuchti ans Wasser gehört, wenn man schon welches direkt vor der Hintertür hinterm Deich hat. Diesen Text habe ich aber schon mal geschrieben und auch den zweiten Leuchti ein ganz bisschen angefangen, nur um zu gucken, ob er und ich uns auch so gut vertragen wie Appelduut und ich. Die Fotos haben wir dann heute gemacht.
Den nächsten Leuchti stricke ich mit einer 3,75-er Nadel; Appelduut ist auf einer 4er-Nadel entstanden. Ich stricke, wie schon erwähnt, sehr feste, weshalb ich immer ein bis eineinhalb Nadelstärken mehr nehme - außer bei Socken. Da stricke ich eisern mit 2,5er-Nadeln, weil ich fest gestrickte Socken lieber mag und sie einfach auch haltbarer sind. Appelduut ist schön locker geworden; ich hätte aber gerne einen direkten Vergleich zu einer Viertelnadelstärke weniger; vielleicht ist das ja noch schöner.
Tatsache ist, dass mich das Leuchtturm-Fieber eindeutig gepackt hat; mir gefällt, dass die Tücher so herrlich unkompliziert zu stricken, aber optisch unglaublich schön und abwechslungsreich sind. Da es mit Sicherheit nicht bei zwei oder drei Leuchtis bleiben wird, habe ich hier im Blog schon mal ein bisschen umgeräumt und eine extra Leuchti-Abteilung eingerichtet.
Liebe Annegret, tausend lieben Dank für Deine wunderbare Idee; Du hast mir damit so viel Freude gemacht. Mein Mann lässt Dich auch herzlich grüßen und hat gefragt, ob es Leuchtis auch in unischwarz gibt - ich glaube, ich muss ihm da nochmal was erklären.
PS: Fast vergessen hätte ich Andreas Oleff, der mir das Problem mit den Fäden aus Teil 3 dieser kleinen Serie gelöst hat, indem er mir den 'Weavin' Stephen' empfohlen hat, eine Methode von Stephen West, Fäden in einem Strickstück einzuweben. Hier geht es zum Erklärvideo; es ist zwar auf Englisch, aber Stephen West zeigt alles so deutlich, dass man es auch anhand des Gezeigten ohne Englischkenntnisse wunderbar versteht. Lieber Andreas, auch Dir deshalb ein ganz dickes Dankeschön.
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Hier kommen jetzt nochmal alle Einzelheiten zu Appelduut, meinem erstem Leuchtturm-Tuch:
- Idee: Annegret Germer (mehr Infos hier)
- Wolle: Vierfädig, 1.000 Meter, gewickelt von Meine kleine Wollwerkstatt, 50% Baumwolle, 50% Polyacryl
- Farbe: Das Original (weiß, royal, burgund)
- Gestrickt mit Nadelstärke 4
- Ränder nach dem Video 'Schöne Randmaschen bei mehrfarbigen Streifentuch'
- Größe des fertigen Tuches: Ca. 190 cm x 90 cm
- Anzahl Maschen vor dem Abketten: 243
- Gestrickt vom 22. September bis 3. Oktober 2021
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