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Faszination Leuchti: Es geht los, wenn auch anders als geplant
Mein erstes Leuchtturm-Tuch und ich - Teil 2
Ursula
Zum Glück liebt Annegret Germers Schwiegermutter die Ostsee. Ohne Annegret, ihre Schwiegermutter und die Ostsee würde es die wunderbaren Leuchtturm-Tücher nämlich überhaupt nicht geben. Aber der Reihe nach.
Als ich zum ersten Mal ein Leuchtturm-Tuch (von allen Leuchtturm-Tücher-Fans liebevoll 'Leuchti' genannt) gesehen habe, habe ich gedacht: Ein schönes Streifentuch. Beim zweiten Leuchti fiel mir dann auf, dass er völlig anders aussah als der erste und der dritte war dann nochmal komplett anders. Das war der Moment, wo ich angefangen habe zu googeln, was ein Leuchtturm-Tuch überhaupt ist.
Wenn man ein Streifentuch strickt, kauft man sich verschiedenfarbige Wolle und strickt los; die Farben wechselt man in (un-)regelmäßigen Abständen, so dass klare Streifen entstehen. Oder man strickt mit Verlaufsgarn, das langsam seine Farbe wechselt. Beim Leuchti ist das ziemlich anders.
Annegret wollte 2017 ihrer Schwiegermutter ein Tuch zum Geburtstag stricken, das einen Bezug zur geliebten Ostsee und deshalb die typischen Leuchtturm-Farben haben sollte: Blau, rot und weiß. Annegret wollte Streifen haben, die sich langsam von blau-weiß zu rot-weiß ändern sollten, aber ohne einen harten Übergang zwischen blau-weiß und rot-weiß. An ihrem Küchentisch entwickelte sie deshalb eine spezielle Wollwicklung, die heute die Grundlage für jedes Leuchtturm-Tuch ist.
Das Besondere dieser Wicklung ist, dass man mit zwei Bobbeln strickt: Einer ist blau-weiß-blau-weiß-blau und einer weiß-rot-weiß-rot-weiß; die Übergänge von den farbigen zu den weißen Teilen findet in einem kurzen Farbverlauf statt; man sieht das auf dem Foto links sehr gut.
Annegret strickte aus den für sie handgewickelten Bobbeln ein asymmetrisches Tuch, also nur mit Zunahmen an einer Seite, in schlichtem Kraus-Rechts-Muster, dabei achtete sie darauf, dass sie immer gleich viele Reihen mit dem einen und dem anderen Bobbel strickte. Die Breite der entstehenden Streifen machte sie unterschiedlich; wenn die Wollfäden uni waren, strickte sie immer nur eine Rippe, wenn die Fäden meliert wurden, machte sie die Streifen breiter.
Auf dem Foto rechts seht Ihr das allererste Leuchtturm-Tuch, das Annegrets Schwiegermutter heute noch gerne trägt. Man erkennt sehr gut, wie Annegret die Farben beim Stricken 'eingesetzt' hat. Bei Facebook postete sie zwei Fotos ihres Tuches - und ab da machte sich ihre Idee des Leuchtturm-Tuches auf in die Welt der Strickbegeisterten.
Inzwischen gibt es Leuchti-Wolle in allen erdenklichen Farbkombinationen; der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Gewickelt werden die immer paarweise zusammen gehörenden Bobbel nach Annegrets Idee von drei Wicklerinnen, bei denen man die Wolle auch online beziehen kann; eine hat auch ein Ladengeschäft. Zudem gibt es einige ausgewählte Wollgeschäfte, die von den Wicklerinnen beliefert werden. Eine Liste der Wicklerinnen findet Ihr unter diesem Beitrag.
Für ein Leuchtturm-Tuch gibt es keine wirkliche Anleitung; jede/r kann es so stricken, wie sie/er mag: Mit Muster, ohne Muster, symmetrisch, asymmetrisch, sogar als Schal oder Loop. Ein Leuchtturm-Tuch wird ein Leuchtturm-Tuch nicht wegen der Anleitung, sondern einzig und alleine wegen der speziellen Leuchtturm-Wollwicklung.
ZitatDie Kombination der Farbzusammenstellungen sowie das Prinzip, dass man die Streifenbreite individuell selbst bestimmt, sind eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration für alle Leuchtturm-Tuch-Fans. Ein völlig einfach zu strickendes Tuch, das - durch die charakteristische Wicklung - niemals langweilig wird und bis zum Schluss immer ein bisschen geheimnisvoll bleibt.
Jeder Leuchti ist so bunt, vielfältig und individuell wie sein/e Stricker/in. Und genau das ist die Botschaft: jeder Mensch und jeder Leuchti ist bunt und einzigartig! Und genau diesen Spirit trägt der Leuchti in die Welt 😊
Annegret Germer
Ich hänge Euch unten ganz viele Bilder an; im ersten Block seht Ihr nur Tücher, die aus der Original-Wicklung entstanden sind, aber Ihr werdet sofort sehen, dass jedes Tuch ein Unikat ist, obwohl alle aus den gleichen Bobbeln entstanden sind. Darunter findet Ihr dann auch ein paar Beispiele für Leuchtis in anderen Farben, wobei Ihr da am besten auch bei den Wicklerinnen schaut, die jede Menge Bilder der wunderbarsten und buntesten Tüchern haben. Die Bilder habe ich von lieben Mitgliedern aus Annegrets kunterbunter Leuchti-Facebookgruppe bekommen; an dieser Stelle ein ganz dickes Dankeschön dafür.
Nachdem ich mich intensiver mit den Leuchtis beschäftigt und die Facebook-Gruppe entdeckt hatte, habe ich beschlossen, dass ich auch gerne einen Leuchti stricken möchte. Oder besser zwei, denn ich habe mir direkt Wolle für zwei Leuchtis bestellt: Einen in Original-Farben und einen in der schönen Farbkombination 'Sommerfrische', den letzteren als klare Kante. Klare Kante bedeutet, dass ein Bobbel unifarben ist und nur der andere bunt, dadurch ergibt sich nochmal ein anderer Effekt.
Ich habe, wie Ihr ja wisst, schon viele Tücher gestrickt, und auch durchaus schwierige und musterintensive - ich habe also eigentlich ordentlich Erfahrung. Irgendwie ist ein Leuchti aber nochmal etwas anderes; dadurch, dass es keine wirkliche Anleitung gibt, nach der man sich richtet, ist man mit den Bobbeln sozusagen 'alleine' und strickt nach Gefühl. Und auf diese Leuchti-Strick-Gefühlsreise möchte ich Euch gerne mitnehmen und Euch davon erzählen.
In Teil 2 geht es dann mit dem Stricken los und ich würde mich freuen, wenn Ihr wieder dabei sein würdet.
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Ursula
Man kann übrigens auch farbliche Wunschwicklungen bestellen, die dann speziell angefertigt werden. Manchmal werden diese Wunschwicklungen dann auch ins Farbsortiment übernommen.
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