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Faszination Leuchti: Halbzeit und Uneinigkeit über eine Hamburg-Reise
Mein erstes Leuchtturm-Tuch und ich - Teil 3
Ursula
Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, den perfektesten, schönsten und wunderbarsten Leuchti aller Zeiten zu stricken; direkt mein erster sollte ein Wunderwerk an Kunstfertigkeit werden. Wie sowas geht und aussieht, wusste ich aus der tollen Leuchtturm-Facebookgruppe; die Bilder hatten mich von Anfang an begeistert.
Ich bin in manchen Dingen ein bisschen seltsam; ich muss immer alles erstmal ausprobieren - beim Leuchti war das natürlich nicht anders. Leuchtis werden aus gefachter Wolle gestrickt (gefachte Wolle ist Wolle, bei der die einzelnen Fäden nicht miteinander verdreht sind, sondern einzeln liegen); da ich aber keine gefachte Wolle zum Testen hatte, habe ich mir bei einer Bekannten zwei Reste geholt und losgelegt. Natürlich sollte mein Leuchti an beiden Seiten einen schönen iCord-Rand bekommen und abketten wollte ich auf jeden Fall auch per iCord und zwar zweifarbig. Bei meinem Mini-Test-Leuchti hat das auch alles wunderbar geklappt; mein großer Leuchti sollte dazu allerdings auch noch einen iCord-Anschlag nach Thorsten Duit bekommen.
Soweit die Theorie.
Die Praxis sah dann ein bisschen anderes aus, wobei ich da ein bisschen ausholen muss, um Euch das zu erklären.
Ich habe ein Gehirn, dass nach drei Tumor-OPs zwar immer noch tadellos arbeitet, aber manchmal nur im Schneckentempo. Zuviele Reize (optisch, akustisch oder sonstwie) stürzen mich ins Chaos und die Verbindung von meinen Sinnesorganen zu meinem Gehirn reißt; anders kann ich das nicht beschreiben. Es gab den legendären Morgen, an dem mein Mann mir das eine Ende einer Verlängerungsschnur in die Hand gedrückt hat mit der Bitte, es in die Steckdose zu stecken - ich habe zwei Minuten gebraucht, um zu begreifen, was eine Steckdose ist; der Morgen war bis dahin ziemlich trubelig gewesen. Zum Glück können wir über sowas lachen und es schränkt mich auch nicht wirklich ein; schwierig wird es eben nur, wenn um mich rum viel Unruhe oder Unbekanntes ist. Wenn ich in meiner vertrauten Umgebung, Ruhe und Routine bin, ist alles gut und ich erkenne auch Steckdosen auf den ersten Blick.
Vorgestern Abend wollte ich also leuchtimäßig loslegen und hatte alles vorbereitet:
Ihr könnt Euch vielleicht schon denken, was passiert ist: Ich habe vollkommen den Überblick verloren und war total überfordert. Ich habe zwar angefangen, hatte aber schon in der zweiten Reihe Streit mit zwei der acht Einzelfäden und der iCord wollte auch nicht im Ansatz so wie ich bzw. Thorsten Duit. Früher hätte ich mich durch eine solche Situationen durchgezwungen, aber das mache ich nicht mehr, weil ich es ja auch gar nicht muss. Ich habe also Thorsten Duit samt Anschlags-iCord und meinen genauen Streifenvorstellungen erstmal in die Wüste geschickt (entschuldige, lieber Thorsten), eine kleine Pause gemacht und nochmal neu angesetzt.
Die Wartezeit auf meine Leuchti-Wolle hatte ich unter anderem damit verbracht, mir ein Video über schöne Randmaschen bei Farbwechseln anzuschauen, nämlich dieses hier; ich hatte es über die Leuchti-Gruppe gefunden. Und genau so habe ich es dann auch gemacht. Mustermäßig habe ich beschlossen, immer drei Rippen zu stricken und dann die Farbe zu wechseln; das ist sicherlich nicht besonders kreativ, aber es war für mich einfach am überschaubarsten und ich musste mein Gehirn nicht mehr mit Überlegungen zur Streifenbreite zu belasten.
Diesem 'Fahrplan' folge ich also jetzt und bin selig; das Stricken macht so viel Spaß, ist total entspannend und setzt mich unter keinerlei Druck. Es wird vielleicht nicht das Wunderwerk, das mir vorgeschwebt hat, aber es wird MEIN Leuchti, der mir im Moment am besten entspricht. Wunderwerke kann ich später immer noch stricken - oder auch nicht; mein Leuchti gefällt mir bisher so gut, dass ich gar kein Wunderwerk vermisse, sondern auch bei den nächsten Leuchtis einen für mich unkomplizierten Weg gehen werde.
Inzwischen bin ich bei den ersten Farbwechseln angekommen und die ersten Rotschimmer sind zu sehen:
Wenn ich ein Stück weiter bin, melde ich mich wieder.
Edit: Inzwischen ist Teil 3 online:
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Ursula
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