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Leuchtturmtuch-Farbkärtchen BW/PA (zip-Datei)
95 Farbkärtchen zum Zusammenstellen einer Leuchtturm-Wunschwicklung in Baumwolle/Polyacryl
Ursula
Von Annegret Germer, der Erfinderin der Leuchtturmtücher, und darüber, was ein Leuchtturmtuch und seine Besonderheiten sind, habe ich Euch hier erzählt; voraussichtlich wisst Ihr das aber natürlich schon längst. Für mich sind Leuchtturmtücher mit die schönsten Tücher; sie sind (wenn man sie original strickt, also nur kraus rechts) ganz schlicht und wirken über die Farben. Und die kann man ganz individuell festlegen.
Wichtig zu wissen ist, dass Leuchtturmtücher immer mit zwei Bobbeln gestrickt werden und jeder Bobbel fünf Farbfelder hat; insgesamt kann man also maximal zehn Farben festlegen. Minimal braucht man drei Farben.
Wunschwicklungen könnt Ihr bei den drei Leuchtturmwolle-Wicklerinnen bestellen:
Bei allen drei Wicklerinnen sind die Farben in Baumwolle/Polyacryl gleich.
Ich habe mir für dieses Tutorial und vor allem für weitere Wunschwicklungen per Photoshop kleine Farbkärtchen gemacht, indem ich eine Farbkarte bei neutralem Licht abfotografiert und in 103 Einzelkärtchen aufgeteilt habe; es sind alle Farben vorhanden, die es in Baumwolle/Polyacryl gibt (für Merino und Modal gelten die Kärtchen nicht).
Meine Farbkärtchen könnt Ihr Euch am Ende des Beitrags als zip-Datei downloaden; bitte beachtet meine dortigen Anmerkungen bezüglich der Farben.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich seine Wunschwicklung zusammen zu stellen. Man kann einfach seine Lieblingsfarben nehmen und kombinieren oder aber, und darum geht es hier in diesem Tutorial, man geht nach einem Foto.
Ich fotografiere sehr gerne und finde es wunderbar, Fotos in Leuchtis umzusetzen. Wobei es da für mich drei verschiedene Ansätze gibt:
Zuerst brauche ich also ein Foto, das für mich etwas Besonderes hat.
Dieses Foto habe ich vor ein paar Jahren gemacht. Es zeigt eine Distel mit Hummel (glaube ich zumindest) vor einer Treppe mit blauem Himmel und grünem Deich; ein paar kleine Wölkchen und etwas Ems sind auch noch zu sehen.
Das Motiv ist die Distel mit der Hummel; die Farben des Motivs sind Lila in verschiedenen Tönungen, Dunkelgrün als Farbe des Stängels und Dunkelbraun und Orange als Farben der Hummel. Zusammengestellt könnte das so aussehen;
Nimmt man aber die Farben des ganzen Fotos, käme noch Blau für den Himmel, ein helleres Grün für den Deich und Hellgrau für die Treppe dazu (Bild links); eventuell sogar noch Weiß für die Wolken und ein zweites helleres Blau für die Ems (Bild rechts):
Man sieht, dass die Farben des Motivs an Bedeutung verlieren, bei der Farbzusammenstellung mit Weiß und Hellblau sogar extrem. Mir persönlich gefällt es nicht so sehr; ein komplettes Foto umzusetzen ist mir in aller Regel zu unruhig. Ich konzentriere mich lieber auf das Motiv oder die Stimmung eines Fotos (ein Beispiel dazu kommt noch).
Dieses Foto zeigt die Fischkutter im Ditzumer Hafen:
Ich liebe unsere Fischkutter und vor allem ihre Farben und deshalb wollte ich daraus einen Leuchti machen. Die Farben waren schnell gefunden; es waren natürlich die Farben der Kutter und ihrer Aufbauten:
Natürlich hätte ich die Farben auch anders kombinieren können, aber ich habe sie in der Reihenfolge der Liegeplätze der Kutter, also so wie auf dem Foto, gelegt. Der erste Bobbel hat die Farben der Kutter bekommen und der zweite abwechselnd Weiß und Gold. Die Kutter haben bei den Aufbauten verschiedene Gelbtöne und sogar Schwarz ist dabei, aber ich wollte es nicht zu durcheinander haben und habe mich deshalb nur für Weiß und Gold entschieden. Die Bobbel und das fertige Tuch sehen so aus:
Für mich macht es Sinn zu versuchen, die Reihenfolge der Farbe an das Motiv anzupassen; das geht nicht immer, aber mir gefällt es besser, als die Farben einfach irgendwie zu kombinieren. Gestrickt habe ich in regelmäßigen Streifen; ich habe mit 5/5 angefangen und bin dann bei jeder Farbe eine Rippe schmaler geworden. So liegt der Fokus hauptsächlich auf den Farben.
Das ist übrigens auch ein Beispiel dafür, dass ich mich auf das Motiv beschränkt und nicht das ganze Foto umgesetzt habe.
Normalerweise schlafe ich morgens um sieben noch. Dabei lohnt es sich so, auch mal früher unterwegs zu sein:
Bei diesem Foto wollte ich die Stimmung in einem Leuchti einfangen. Natürlich muss ich mich dazu auch an den Farben orientieren, aber nicht nur. Es ist auch extrem wichtig zu überlegen, welche Farben aufeinander treffen.
Für mich hat das Bild zwei 'Seiten': Zum einen den anbrechenden Tag mit hellen und warmen Farben (Bobbel 1), zum anderen die Reste der Nacht mit dunklen Tönen (Bobbel 2). Der Tag verdrängt die Nacht und das habe ich versucht, in Wolle umzusetzen.
Die Farben waren mir relativ schnell klar, die Anordnung habe ich allerdings ein bisschen anders gemacht: Ich habe in die Nacht (Bobbel 2) das warme Gelb der Sonne eindringen lassen und es zwischen zwei anthrazitfarbene Bereiche gesetzt. Es ist zwar noch dunkel, aber die Sonne durchdringt alles:
Das Hellgrün von Bobbel 1 kommt im Bild nicht vor; die Farbe, die die dunstigen Felder haben, gibt es als Wolle nicht. Das ist aber auch nicht weiter schlimm; ich habe an diese Stelle in Bobbel 2 Khaki gesetzt und die Kombination von Hellgrün und Khaki ergibt für mich genau die dunstigen Felder, vor allem dann, wenn man diesen Bereich in 1/1-Rippen strickt.
Die Bobbel und das fertige Tuch sehen so aus:
Wenn man die Stimmung eines Bildes einfangen möchte, ist es nicht unbedingt wichtig, dass die Farben exakt stimmen. Hier ist die Wirkung der Kombination der Farbfelder aus Bobbel 1 und Bobbel 2 entscheidend.
Mein Tipp für Wunschwicklungen: Bestellt nie spontan!
Wenn Ihr Eure Farben gefunden und auf die beiden Bobbel verteilt habt, schlaft mindestens eine Nacht darüber, besser zwei, drei oder noch mehr. Ich habe bei allen meiner bisherigen Wunschwicklungen nach ein paar Tagen nochmal etwas geändert; zum Glück hatte ich die Bestellungen noch nicht aufgegeben.
Für die Wicklerinnen ist es enorm viel Aufwand, eine Bestellung nachträglich zu ändern und es muss ja auch gar nicht sein, wenn man sich einfach Zeit lässt. Gerade bei Farben spielt das Empfinden eine große Rolle und das ändert sich manchmal noch in Nuancen; oft fällt einem erst nach einer Weile noch eine andere Möglichkeit der Kombination ein. Ich lege immer mindestens eine Woche zwischen das Erstellen einer Wunschwicklung und die Bestellung; das erspart der Wicklerin und mir eine Menge Aufwand.
Wenn ich mir dann sicher bin, geht es an das Bestellen; das ist bei allen Wicklerinnen sehr gut beschrieben (die Links hatte ich Euch oben aufgeschrieben). Ihr sucht zunächst die Art Eurer Wunschwicklung aus (sie richtet sich nach der Anzahl der Farben und Fäden), legt diese dann in den Warenkorb und erst dort gebt Ihr Eure Farben an, und zwar nach Bobbeln sortiert und von innen nach außen (die erste Farbe ist innen im Bobbel, die fünfte außen):
Bobbel 1: Farbe - Farbe - Farbe - Farbe - Farbe
Bobbel 2: Farbe - Farbe - Farbe - Farbe - Farbe
Bei meinem Hühnerhaufen-Leuchtturmtuch sah das zum Beispiel so aus:
Bobbel 1: Curry - Beige - Mocca - Beige - Rost
Bobbel 2: Beige - Creme - Beige - Wollweiß - Beige
Das waren meine Wege, Fotos in Leuchtturmtücher umzusetzen; vielleicht hilft Euch meine Erklärung ja ein bisschen beim Umsetzen Eurer Bilder. Natürlich kann man das Thema auch ganz anders angehen; das hier ist einfach nur meine Art.
Empfehlen kann ich Euch unbedingt die Leuchtturmtuch-Facebook-Gruppe, in der Ihr jede Menge andere Leuchtiverrückte, Inspiration, Hilfe und gute Laune findet.
Wenn Ihr Fragen habt, meldet Euch jederzeit gerne.
Bitte beachtet: Die Farben gelten nur für Baumwolle/Polyacryl-Garne, nicht für Merino oder Modal.
Ich habe die Farben der Kärtchen so angepasst, dass sie auf meinem Bildschirm (Apple iMac) mit den Originalfarben der Garne übereinstimmen; das variiert aber natürlich von Bildschirm zu Bildschirm. Es kann also sein, dass die Farben meiner Kärtchen bei Euch von den Farben der Garne abweichen.
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